Nachdem viele Jahre der minimalistische Stil mit seinen geraden Kanten und flachen Oberflächen angesagt war, drehte sich vor einigen Jahren der Wind. Jetzt war es besonders wichtig wieder etwas mehr Schnörkel in die Wohnlandschaft zu bringen. Der längst vergessene Landhaus Stil, auch Vintage genannt, zog wieder in die Wohnungen ein und mit ihm Gemütlichkeit.
Zuerst peppten nur einzelne Teile die schnörkellose Einrichtung auf. Doch die Kombination aus Moderne und Vintage gefällt nicht jedem. Jedoch war es möglich, durch das Unterbrechen der minimalistischen Optik, wieder mehr Persönlichkeit ins Haus zu holen.
Auch die Farben änderten sich. Die Einrichtung wurde endlich wieder heller. Schwarze Möbel (ein Trend der sich viel zu lange hielt;) landeten auf dem Sperrmüll oder wurden durch den „hellen“ Wohnstilen angepasst.
Der Landhausstil war Vorläufer einiger gerade sehr angesagten Stilen, wie z.B. der Shabby-Look, Rustic Vintage oder auch die moderne Einrichtung mit Naturhölzern mit und ohne naturbelassener Kante mit Rinde.
Der Landhaus Stil ist ein wunderbarer Einrichtungsstil. Er ist nicht nur zeitlos, sondern lässt sich auch wahnsinnig gut mit anderen Stilen, z.B. dem Maritimen Wohntrend oder dem gerade sehr beliebten Scandi Style kombinieren. Außerdem lässt er sich zu jeder Jahreszeit und Saison ganz einfach umgestalten. Er ist demzufolge extrem flexibel.
Egal ob Ostern, Weihnachten, oder Halloween. Ein neuer Kranz hier, eine andere Tischdeko da, und schwupps zieht ein neues Ambiente ein. Dem Landhaus Stil ist es egal. Diese Einrichtung sieht immer gut aus.
Die Merkmale des Landhaus Stils
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Der Charme des Landhauses zeigt sich besonders gerne in einem Küchen– oder Buffettschrank, durch dessen Glastüren im oberen Teil das Geschirr blitzt.
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Blech ist, neben Weichholz, des vorherrschende Material. Dosen, Schüsseln, ja sogar Besteck dürfen matt und blechern aussehen.
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Die Familien waren groß und alle wollten am warmen Ofen Platz nehmen. Deshalb gab es damals reichlich Sitzgelegenheiten. Diese wurden oftmals nur für bestimmte Zwecke angefertigt. So gab es extra Schemel die nur dazu da waren bestimmte Arbeiten zu verrichten (etwa Kühe melken etc.). Auf der Bank vor dem Haus nahm Großmutter Platz um die Äpfel für den Kuchen vorzubereiten. Und der Schaukelstuhl schenkte der Hausfrau einen erholsamen Abend.
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Um die Weichholzmöbel vor zu starker Abnutzung zu schützen wurden sie mit Tüchern abgedeckt. Deshalb sind Hussen oder Tischdecken, natürlich aus Leinen, maximal aus Baumwolle, unverzichtbar zumindest beim mitteleuropäischen Landhausstil.
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Der Herr des Hauses, gerade auf dem Land, hatte selbstverständlich eine kleine Holzwerkstatt zum Schnitzen und Drechseln. Dort wurden allerlei Objekte die für die tägliche Arbeit notwendig waren, hergestellt. Neben Kochlöffeln gab es deshalb weitere Küchenutensilien. Aber auch Schatullen, Dosen und Schalen – selbstgemacht und aus Holz versteht sich.
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Was noch typisch für den Landhaus Stil war, sind Truhen. Dort wurde nicht nur Bettwäsche* und Tischwäsche* verstaut (oder die Aussteuer der Tochter), sondern auch Decken und Kissen. Oma hat vorher noch eine kleine Borde an die Tücher gehäkelt. Beliebte Kombi bei Möbeln sind sowohl weiße als auch holzfarbene Teile. Die Farbe darf dabei ruhig abbröckeln.
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Auf keinen Fall kommen knallige Farben in Omas Wäscheschrank – und auch nicht darauf. Was nicht in den Naturfarben blieb wurde gerne mit Kalkfarbe gestrichen, bevorzugt in weiß. Farben auf Naturbasis verändern sich mit der Zeit, weshalb zum Beispiel aus weiß gerne gelb wurde.
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Griffe und Beschläge aus Metall waren damals Standard. Sie sorgten bei allen beweglichen Teilen für Funktion und Stabilität. Sie dürfen schwarz, blechern oder rostig sein und gerne auffällig und groß.
Farben und Materialien im Landhausstil
Farben: weiß und grau, alle Pastelltöne, alle Erdtöne.
Materialien: Weichholz, Blech, Emaille, Korb, Leinen, Leder, Fell, Rosshaar, Hanf, Eisen
Statt braun, dürfen sie für den Landhaus Touch in pastelligen Farben erscheinen. Schließlich muss man sich abheben von damals, als es nicht viel gab. Zum Beispiel farbige Lacke die für viele unerschwinglich waren. Holzmöbel wurden deshalb oft nur mit Öl oder Bienenwachs behandelt. Gott sei Dank sind die alten Möbel deshalb schnell aufbereitet und verschönern bei uns am liebsten Küche, Essbereich oder Schlafzimmer.
Landhaus Schmuckstücke müssen nicht immer weiß sein
Unterschiede zwischen Landhaus und Vintage:
Der Unterschied zwischen Landhaus- und Vintage Look besteht darin, dass im Landhaustil alles eher rustikal und bäuerlich ist, etwa so wie es vor ca. 100 Jahren war. Der Vintage Look zeigt eher Möbel im Shabby Chick. Also stark abgenutzt. Der Zeitraum geht dabei bis ans Ende des 20. Jahrhunderts. Ich finde allerdings, dass Einrichtungsstile ab der 40-50er Jahre mehr dem Retro Stil angehören und nichts mit Vintage zu tun haben.
Unterschied zwischen Cottage und Chalet:
Das Cottage stammt aus dem englischen Raum. Es beschreibt kleine britische, shottische oder irische Häuser mit niedrigen Decken, gebaut in traditioneller Bauweise. Das Chalet ist ähnlich gebaut, steht aber im Alpenraum. Deshalb findet man in diesen Gebäuden traditionell mehr Holz, z.B. eine Holzverkleidung.
Unterschied zwischen Finca und Casa:
Beides beschreiben einen traditionelles Bauernhaus umgeben mit viel landwirtschaftlich genutzter Fläche, oftmals Plantage. Die Finca steht in Spanien das Casa in Italien. Die Italiener unterscheiden zwischen einem Casa contadina oder Casa colonica, beides Bauernhäuser und Casa padrolla, was Herrenhäuser oder Villen bedeutet.
Wusstest du…
dass ein Landhaus ursprünglich das Sommerhaus einer wohlhabenden Familie beschrieb und weniger das Haus von Bauern. Die „bessere Gesellschaft“ leistete sich einene Rückzugsort auf dem Land um sich vom anstrengenden Stadtleben zu erholen. Diese Häuser wurden selbstverständlich großzügig, fast villenmäßig gebaut. An Luxus fehlte es den reichen Leuten nicht. Und schäbig waren diese Landhäuser auch nicht. Schließlich kümmerte sich das Personal um alles.