Der extravagante Wohnstil Barock war schon zu historischen Zeiten ein Zeichen der Mächtigen und Reichen. Mit hochwertigen Möbeln, Textilien und Dekorationen wurde zur Schau gestellt was man besitzt und wer man ist. Die Einrichtungsgegenstände waren teuer und schwer zu bekommen. Nur die besten Handwerker waren in der Lage feine Brokatstoffe zu weben, Alltagsgegenstände aus Edelmetalle herzustellen oder reich verzierte Möbel zu bauen. Die Liste ließe sich endlos lange fortsetzen. Wen wundert es, dass sich fast nur Königshäuser diesen Luxus leisten konnten.
Durch die Industrialisierung kann sich jedermann den Luxus hochwertiger Einrichtungsgegenstände ins Haus holen, ohne sehr tief in die Tasche greifen zu müssen. Interessanterweise will das heute aber gar keiner mehr. Denn der übermäßige Prunk ist schon sehr quälend für unsere Augen.
Gleichzeitig lieben wir aber auch außergewöhnliche Einrichtungsstücke. Nur zu viel Nippes darf es auch nicht sein. Deshalb ist in einer moderner Einrichtung die Kombination mit wenigen antiken Prunkstücken sehr beliebt.
Wie sieht eine Wohnung im barocken Stil aus?
Kurz gesagt, prunkvoll, pompös und überladen. Kein Zentimeter der nicht irgendwie reichlich verziert ist und – als ob das nicht reichen würde – auch noch mit Blattgold, Elfenbein oder Bernstein veredelt.
Dabei wird sich nicht nur auf Möbeln oder Textilien beschränkt. Auch Böden und Wände, ja sogar die Zimmerdecken müssen reichlich verziert werden um den Betrachter so richtig zu beeindrucken.
Aber keine Angst. Weiter unten beschreibe ich dir, wie du den pompösen Touch in deine Räume bringst ohne das Zimmer zu überladen.
Die typischen Merkmale des barocken Einrichtungsstils
-
Möbelstücke haben geschwungene Formen und meist imposante Verzierungen, mit verspielten Blüten, Blattranken, Schnecken und Ornamente.
-
Die Wände sind mit hochwertigen Verkleidungen veredelt (kann heutzutage mit einer Fototapete simuliert werden).
-
Vergoldete und mit Intarsien oder geschnitzten Ornamenten ausgestattete Einrichtungsgegenstände.
-
Beeindruckende Seidenteppiche in Übergrößen liegen auf prachtvollen Marmorböden.
-
Polster und Vorhänge sind aus samtigen Stoffen, gerne in königsblau oder blutrot. Auch hier gerne mit barocken Musterornamente.
-
Edle Hölzer, wie Mahagoni, Ebenholz und Palisander finden sich im Übermaß.
-
Imposante Kronleuchter und beachtliche Kerzenleuchter schmücken den Raum.
-
Vergoldete Spiegel oder Kunstwerke bekannter Maler in aufwändig verzierten Rahmen zeigen Stil.
-
Edelmetalle und Edelsteine bilden die Basis der Accessoires.
-
Wundervolle Textilien wie Samt, Seide, Kaschmir oder Brokat-Stoffe zeigen genauso Klasse wie Marmor, Kristallglas und Gold, Silber, Messing, Kupfer oder Bronze.
Wie lässt sich der Wohnstil Barock in meine Einrichtung integrieren?
Eine moderne Wohnung zeigt sich meist eher zurückhaltend. Bestes Beispiel ist der augenblicklich so beliebte Skandinavische Einrichtungsstil. Da kann es schnell langweilig werden, insbesondere weil es an Persönlichkeit fehlt. Schon ein einzelnes prachtvolles Stück im barocken oder antiken Stil kann somit gleich mehr Spannung hinein bringen.Wie du das hinbekommst Modern und Antik zu kombinieren und wie du gleichzeitig mehr Aufregung in deine Inneneinrichtung bringst, zeigen dir folgende Beispiele.
Ein beliebter Möbelmix bietet ein barocker Esstisch zusammen mit modernen Stühlen. Um den pompösen Stil aufzugreifen tapezierst du die Wand dahinter mit einer Mustertapete mit Ornamenten.
Einen weiteren tollen Effekt erzielst du mit Stuckverzierungen an der Decke beispielsweise im Schlafzimmer. Sie gibt es in Styropor im Baumarkt und sind leicht anzubringen. Dazu passt ein üppiger Kronleuchter und als Gegenpool ein heller Orientteppich. Das ganze kombinierst du mit einem modernem Boxspringbett und einem unauffälligem Kleiderschrank, dessen Farbton nicht zu hell sein sollte. Wäre er rein weiß, würde er viel zu stark heraus stechen. Also lieber auf abgetönte Farben setzen. Mit einem Beige, hellem Rosé oder Hellgrau liegst du genau richtig. Ein schöner Holzboden und Bettwäsche mit üppigem Blumendekor runden das Ensemble ab.
Was du beim Gestalten und Dekorieren des Barockstils beachten solltest.
All die beliebten Materialien, die in der Zeit des Barocks oder des Rokokos genutzt wurden, haben eines gemeinsam. Ihre Farben sind entweder zart oder kräftig. Was sie nicht sind ist weiß. Ein hartes Weiß bringt eine außergewöhnliche Strenge in die Optik eines Raumes, die fast schon weh tut.
Ich kann mich nur wiederholen. Bitte nutze niemals, wirklich niemals ein reines Weiß um deine Wände zu streichen. Auch wenn du denkst „Ach, das sieht doch dann so schön sauber und aufgeräumt aus“. Wenn die Wohnung unordentlich ist, helfen auch die weißen Wände nichts. Wer eine saubere und aufgeräumte Wohnung will, dem bleibt nichts weiter übrig als… du weißt schon!
Farben
Zarte Farben wie beige, helles rosé, creme, helles grau, helles grün etc. bilden die Basis. Sie werden mit Eyecatchern in kräftigen Farben wie dunkelrot, smaragdgrün, königsblau, bernsteinfarben, purpur oder petrol u.a. aufgepeppt.
Orientiere dich dabei an deinem Lieblingsstück – dem antiken oder auf alt gemachtem Einrichtungsgegenstand – und wähle passend dazu eine helle Farbe. Achte darauf, dass die Farbe auch mit dem Boden, den Fenstern und Türen harmoniert.
Dekoration
Beschränke dich nicht nur auf ein einziges Teil. Hänge nicht nur einen großen barocken Spiegel auf, wenn der Rest deiner Einrichtung schnörkellos ist. Der Spiegel würde sich ein wenig verloren fühlen. Es fehlen weitere Elemente die zu ihm passen. Ein Teppich im Orientstil, ein geschwungener Sessel, ein Kronleuchter. Sei nicht zu sehr zurückhaltend. Greife die verschnörkelte Erscheinung immer mal wieder, auch in den anderen Objekten, auf. Ansonsten wirkt der Stil nicht so richtig stimmig. Schließlich lebt er vom Prunk, nicht vom Minimalismus.
Möbel
Ein geschwungenes (Doppel-)-Bett nicht an exponierter Stelle aufzustellen ist schon recht schwierig. Trotzdem solltest du darauf achten, dass das auffällige Möbelstück – und das gilt für alle ungewöhnlichen Gegenstände – weder eingeklemmt zwischen anderen Möbeln noch stumpf in eine Ecke gedrängt wird. Opulente, auffällige Einrichtungsstücke brauchen Platz um zu wirken. Wenn das berücksichtigt wird, kann man den Look auch in kleineren Räumen umsetzen. Ist dies der Fall benötigt man nicht sehr viele Stücke – weniger ist dabei mehr.
Wände
Mit einer Mustertapete mit barocken Ornamenten kannst du auf einfache, aber auffällige Art schnell den royalen Effekt erzielen. Achte dabei darauf, dass du nicht zu viel der opulenten Tapete einsetzt. Eine einzige Wand ist vollkommen ausreichend. Kombiniere sie mit einer Streifentapete. Die geraden Linien bieten einen tollen Kontrast.
Wenn du willst kannst du auch nur den unteren Teil bis etwa Brusthöhe mit der Streifentapete tapezieren. Den oberen Teil mit der Dekortapete. Für eine saubere Kante bringst du eine farbige Leiste an. Das simuliert gleichzeitig die damals übliche Wandverkleidung und erinnert ein wenig an hochwertigen Stuck.