Nachhaltiges Handeln und Denken gewinnt immer mehr an Bedeutung. Dies ist absolut richtig und dringlich! Wie kann ich aber auch bei Mobiliar nachhaltig und ökologisch agieren und auf was muss ich hier achten? Geben mir Öko-Siegel Orientierung beim Einkauf?
Nachhaltigkeit ist das Zusammenspiel aus ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten. Unter einer ökologischen Einrichtung versteht man den schonenden Umgang mit Ressourcen, die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen sowie faire Arbeitsbedingungen. Gleichzeitig setzt man auf nahe Produktionsstätten, also kurze Lieferwege, und ökologische Stoffe, bei denen eine unbedenkliche Entsorgung möglich ist.
Um dein Zuhause nachhaltig zu gestalten gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Upcycling - aus alt mach neu
Der einfachste Weg hierfür ist, wenn du auf gebrauchtes, langlebiges und gut erhaltenes Mobiliar setzt. Dieses kann zudem kreativ aufgewertet werden, indem du dem Möbelstück durch dein persönliches “Upcycling”, sprich deiner kreativen Gestaltung, einen neuen Lebenszyklus verschaffst. Das ist mit Abstand die nachhaltigste Variante, da hierfür keine neuen Rohstoffe und Produktionen benötigt, bzw. keine Transportwege zurückgelegt werden müssen.
Was muss ich bei neuen Möbelstücken berücksichtigen?
Seien wir doch mal realistisch. Oftmals besteht jedoch der wesentliche Anteil unserer Möbelstücke aus neuen Einrichtungsgegenständen. Dies lässt sich auch nicht immer vermeiden. Grundsätzlich gilt auch hier: lieber etwas mehr Geld investieren und ein qualitativ hochwertiges und damit langlebiges Produkt kaufen.
Aber das allein garantiert natürlich nicht, dass du ein nachhaltiges und ökologisch korrektes Einrichtungsstück erworben hast.
Aber wie erkenne ich nachhaltiges Mobiliar?
Orientierung und Sicherheit geben dir hierbei anerkannte Öko-Siegel bzw. Zertifizierungen, die Schadstofffreiheit und strenge Qualitätsstandards garantieren.
Hiervon gibt es allerdings einige.
Daher möchten wir dir nachfolgend einen Überblick über die gängigsten Zertifizierungen geben und dir kurz erläutern, für was sie im einzelnen stehen:
Übersicht der gängisten Siegel der Möbelindustrie
Der Blaue Engel
Dieses Siegel ist das älteste und anerkannteste Umweltzeichen der Bundesregierung. Es stellt strenge Anforderungen an den gesamten Lebenszyklus eines Produktes. Für Produkte aus Holz oder Holzwerkstoffen gilt, dass mindestens 50 % des Holzanteils aus FSC®- oder PEFC- zertifizierter Waldwirtschaft stammen muss. Für Schadstoffe (in fast allen Möbelkomponenten wie Klebstoffe, Textilien und Leder) gelten strenge Grenzwerte und der Einsatz von besonders gesundheitsschädlichen Stoffen ist gänzlich verboten. Die unabhängige Vergabestelle RAL gGmbH kontrolliert die Einhaltung der Anforderungen und die Prüfung erfolgt durch unabhängige Prüfinstitute.
Goldenes M
Dieses Öko-Siegel ist ein deutsches Gütezeichen für Möbel. Im Fokus steht hier die Prüfung von Qualität, Sicherheit und Gesundheit eines Möbelstücks. Haltbarkeit, Stabilität, Fertigungsqualität, aber auch die Einhaltung strenger Umwelt- und Emissionsstandards sowie Grenzwerte gesundheitsschädlicher Stoffe stehen hier mit Mittelpunkt.
Ökocontrol
Dieses Zertifikat umfasst strenge Anforderungen an die Herstellung von Massivholzmöbel und Polstermöbel. Es werden ausschließlich nachwachsende Rohstoffe (außer bei Metallbeschlägen und -gestellen) und massives Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft (meist nach FSC®- oder Naturland-Standard zertifizierte Hölzer aus Europa) eingesetzt. Die Produktion findet nur in Deutschland oder Österreich statt. Die Möbelkomponenten müssen weitestgehend aus natürlichen Bestandteilen wie z.B. Naturharzölen, Wachsen oder Naturfasern (aus biologisch kontrolliertem Anbau) bestehen. Synthetische Stoffe oder Klebstoffe müssen auf ein Minimum reduziert sein. Alle verwendeten Inhaltsstoffe eines Möbelstückes müssen vom Hersteller offengelegt werden.
Kontrollsiegel zur Holzgewinnung
FSC® (Forest Stewardship Council)
Das FSC®-Siegel besitzt weltweit Gültigkeit und ist ein Gütesiegel für Holzprodukte und Papier. Das hierfür verwendete Holz muss ausschließlich aus einer umweltgerechten und sozial förderlichen Waldbewirtschaftung stammen. Bei der Abholzung gelten strenge Kriterien, nach denen v.a. die Artenvielfalt und die ökologischen Prozesse des Waldes nicht beeinträchtigt werden dürfen. Der Forstbetrieb erfolgt durch geschultes Personal und muss eine qualifizierte Planung und Dokumentation des Betriebs gewährleisten. Gleichzeitig müssen Arbeitsschutz und -sicherheitsstandards sowie eine faire Entlohnung eingehalten werden.
Neben einer jährlichen, unabhängigen Prüfung der Forstbetriebe, erfolgt ebenso eine objektive Kontrolle sämtlicher Teilnehmer der gesamten Lieferkette.
PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes)
…zu deutsch ein Programm für die Anerkennung von Waldzertifizierungssystemen.
Bei dieser Zertifizierung, ebenfalls für Papier und Holzprodukte, gelten grundsätzlich die vergleichbaren Kriterien wie beim FSC®-Siegel. Allerdings wiegen hier wirtschaftliche Aspekte stärker, weshalb hier die Kriterien weniger streng sind. Beispielsweise dürfen hier, zwar unter strengen Bedingungen, Pestizide eingesetzt werden, sind damit aber nicht gänzlich verboten wie beim FSC®-Siegel. Zudem finden die jährlichen Kontrollen der Forstbetriebe nur stichprobenartig statt.
Naturland
Dieses Gütezeichen gilt deutschlandweit und ist das strengste Zertifikat für eine nachhaltige Waldwirtschaft. Beispielsweise ist der Einsatz von Pestiziden komplett untersagt. Für die Abholzung sowie für die Anlage des Wegenetzes gilt ein strenges Regelwerk. Ziel ist ein Wald mit standortheimischen Baumarten. Das zuständige Personal muss entsprechende Qualifizierungen vorweisen. Neben den Vor-Ort-Kontrollen, die im Turnus von vier Jahren stattfinden, können jederzeit unangemeldete Kontrollen der Forstbetriebe erfolgen. Zudem werden jährlich detaillierte Betriebsdatenbögen abgefragt, die von der Anerkennungskommission beurteilt und genehmigt werden. Auch die Unternehmen der Lieferkette müssen strenge Kriterien erfüllen, um dieses Gütesiegel zu erlangen. Der Einsatz von Kunststoff ist z.B. untersagt, Klebstoffe müssen aus natürlichen Materialien bestehen. Elemente aus nicht forstlichem Material müssen eine optimale Wiederverwertungsmöglichkeit erfüllen.
Faire Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern
SA8000 (Social Accountability 8000)
Dieses Gütesiegel ist weltweit gültig und beinhaltet die strengsten Anforderungen an faire und sichere Arbeitsbedingungen und damit einhergehend die Einhaltung der Menschenrechte am Arbeitsplatz. In neun Bereichen, wie bspw. Kinderarbeit, Zwangsarbeit oder Tarifverhandlungen müssen sich Unternehmen, welche diese Zertifizierung erlangen möchten, prüfen lassen. Während der dreijährigen Gültigkeit des Zertifikats werden jährlich mehrere angekündigte, als auch unangekündigte Kontrollen von unabhängigen Prüfstellen durchgeführt.
Da sich dieses Gütesiegel nicht auf Produkte bezieht und somit auch nicht auf diesen ausgewiesen werden kann, muss man in diesem Fall beim Händler direkt nachfragen, ob ein Hersteller diesbezüglich zertifiziert ist.
BSCI (Business Social Compliance Initiative) jetzt amfori BSCI
Auch die BSCI ist eine Zertifizierung für sozial gerechte Arbeitsbedingungen in Produktionsstätten aus Schwellen- und Entwicklungsländern. Ihre Anforderungen sind inhaltlich weniger umfangreich und streng als die der SA8000. Ziel hierbei ist allerdings, die zertifizierte Produktionsstätte durch stetige Verbesserungen zu einer SA8000-Zertifizierung zu führen. Unabhängige Kontrollen erfolgen hier jährlich bzw. alle zwei Jahre. Wie bei dem SA8000-Gütesiegel bezieht sich dieses auf ganze Produktionsstätten und kann somit nicht auf einzelnen Möbelstücken deklariert werden. Auch hier muss bei Bedarf direkt beim Händler nachgefragt werden.
Kontrolle der Textilien
STANDARD 100 by OEKO-TEX®
Dieses weltweit etablierte Gütesiegel für schadstoffgeprüfte Textilien und Textilprodukte wird von einigen Polster Herstellern für ihre Bezugsstoffe verwendet. Ein Textilprodukt, dessen Komponenten auf Schadstoffe nach den hier gültigen Kriterien geprüft und zertifiziert sind, ist humanökologisch gänzlich unbedenklich. Die hier gesetzten Anforderungen sind häufig strenger als die der Gesetzgebung. Allerdings führt der STANDARD 100 by OEKO-TEX® keinen Kriterienkatalog für soziale Standards in Produktionsstätten oder Umweltaspekte im Herstellungsprozess auf.
Eine Überprüfung findet alle drei Jahre vor Ort beim Hersteller und Händler statt. Zudem müssen jährlich mehrere Textil-Stichproben an unabhängige Prüflabore geschickt werden. Darüber hinaus prüft OEKO-TEX® stetig sich bereits im Handel befindende Artikel auf Einhaltung der Grenzwerte.
Hier kannst du die Gültigkeit eines OEKO-Tex® Label überprüfen. Einfach die Label-Nummer eingeben und checken lassen.
Grüner Knopf
Diese Zertifizierung wurde vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit 2019 ins Leben gerufen. Dieses Siegel wird daher auch hier von Herstellern textiler Bestandteile von Möbeln eingesetzt. Darin enthalten sind neben ökologischen Anforderungen in der Textilproduktion auch Aspekte wie menschenwürdige Arbeitsverhältnisse, fairer Lohn sowie der Ausschluss besonders bedenklicher Chemikalien in der Produktion als auch regelmäßige Abwassertests. Unternehmen, die nach dem grünen Knopf zertifiziert sind, müssen nachweisen können, dass eine menschenrechtliche und ökologische Sorgfaltspflicht entlang der gesamten Lieferkette eingehalten wird. Produkte müssen nachweislich 26 ökologischen und sozialen Kriterien bei der Herstellung von Textilprodukten entsprechen. Für eine nachhaltige Ausrichtung des Unternehmens müssen danach zertifizierte Hersteller 20 Kriterien für ein effektives Managementsystem befolgen.
Hier findest du nicht nur Tipps für den nachhaltigen Konsum, insbesondere von Kleidung, sondern kannst auch den Wissenstest machen und prüfen, wie gut du über die Textilindustrie Bescheid weißt. → zum grünem Knopf
Mein Fazit zu den Gütesiegeln in der Möbelbranche
Es ist nicht einfach, bei einer Vielzahl von Gütesiegeln den Überblick zu erlangen. Und wir haben hier nur die populärsten Zertifizierungen aufgeführt. Aber sie helfen grundsätzlich aufzuzeigen, welche Kriterien als nachhaltige, ökologische und soziale Standards gesetzt und in welchem Ausmaß gefordert werden.
Allerdings sind einige Siegel nicht einfach und transparent am Möbelstück angebracht und für jedermann ersichtlich. Daher lohnt es sich, direkt den Händler auf ökologisch zertifizierte Hersteller anzusprechen. Dies ist auch aus dem Grund von Vorteil, da sich viele kleinere Hersteller aus Kostengründen gar nicht erst nachhaltig zertifizieren lassen, ihre Produktion und Prozesse dennoch bereits viele ökologische und soziale Standards erfüllen, die in gleichem Maße von diversen Gütesiegeln gefordert werden.Wie bereits aufgeführt, ist die Verwendung von langlebigen, gebrauchten Einrichtungsgegenständen die nachhaltigste Handlungsweise.
Setzt man bei notwendigem neuen Mobiliar ausschließlich auf entsprechend zertifizierte Anbieter, stellt dies im ökologischen Sinne momentan die bestmögliche Vorgehensweise dar.